AUS AKTUELLEM ANLASS:

 

WIE KANN KLASSISCHE HOMÖOPATHIE BEI PANDEMISCHEM INFEKTIONSGESCHEHEN HELFEN?

 

 

Bedingt durch die unterschiedlichen Wirkprinzipien der Arzneimittel unterscheidet sich die in unserem Kulturkreis fest verankerte schulmedizinische Sicht auf Krankheitsgeschehen grundlegend von der Sichtweise korrekt verstandener klassischer Homöopathie. 

 

Vertreter der Schulmedizin definieren Viren und Bakterien als Bedrohung im Außen für Gesundheit und Leben. In der klassischen Homöopathie hingegen ist der Krankheitserreger ein im Außen vorkommender Trigger einer Erkrankung, nicht ihre Ursache. Demnach erkranken Menschen dann, wenn auf ihrer subtilsten Ebene, der sogenannten Lebenskraft, eine entsprechende Veranlagung „erregt“ und dadurch die Lebenskraft verstimmt wird. Bei der jährlichen Influenza z.B. erkranken viele Menschen zur gleichen Zeit an der gleichen Krankheit. Die einem solchen Phänomen zugrundliegende Krankheitsveranlagung oder Diathese ist dann kein individuelles Thema mehr, sondern ein kollektives. 

 

Krankheit ermöglicht im Sinne von Evolution individuelle Entwicklung auf allen Ebenen des Menschen. Durch reine Symptomunterdrückung würde die individuelle Entwicklung gestört oder sogar unterbunden. Wird die Selbstheilungskraft des Organismus durch den heilsamen Impuls eines korrekt gewählten homöopathischen Arzneimittels gestärkt, ist die Konsequenz im Normalfall mehr Widerstandskraft gegen krankmachende Einflüsse auf der körperlichen, psychischen und geistigen Ebene, also ein intaktes und trainiertes Immunsystem. 

 

Gesundheit definiert die klassische Homöopathie als die Fähigkeit der Lebenskraft, auf Reize, z.B. Erreger, mit einer Ausgleichsbewegung hin zur Harmonie zu reagieren. Ist diese Fähigkeit durch eine entsprechende Diathese eingeschränkt, erfolgt diese Ausgleichsbewegung der Lebenskraft gar nicht oder nicht vollständig. Zurück bleibt dann ein Ungleichgewicht auf der Ebene der Lebenskraft,  das sich als Ursache in krankhaft verstimmten Funktionen des Organismus ausdrücken wird. Über kurz oder lang wird dieser Zustand zu kurzzeitigen oder chronisch anhaltenden Krankheitssymptomen führen. Meine detaillierten Ausführungen zur Wirkweise homöopathischer Arzneimittel finden Sie hier.

 

 

ÄNGSTE UND SORGEN DESTABILISIEREN DAS IMMUNSYSTEM!

 

Um Krankheitssymptomen auf der Körperebene vorzubeugen oder schon vorhandene postitiv im Sinne von Heilung zu beeinflussen, ist es wichtig zu verstehen, dass sich das Immunsystem nicht ausschließlich auf den Körper beschränkt! Da unseren psychischen und geistigen Funktionen, ebenso wie unserem Körper, die Ebene der Lebenskraft zugrunde liegt, umfasst ein stabiles Immunsystem logischerweise auch jede dieser drei Ebenen. Und da aus Sicht der klassischen Homöopathie die geistige Ebene eines Individuums die subtilste Ebene nach der Lebenskraft ist, muss eine geistige Resistenz zwangsläufig der körperlichen Abwehr vorausgehen.

 

Das stabile Fundament für einen gesunden Körper ist ein gesunder, entspannter Geist, der in der Lage ist, sich auf das Konstruktive und Heilsame auszurichten. Geistige Immunität definiert sich durch die Fähigkeit, sich auf etwas Konstruktives zu konzentrieren und so störende, unheilvolle Gedanken abzuwehren. Angst ist immer das Symptom eines geistigen Ungleichgewichts, das den Nährboden für Krankheit schafft.

 

Einem entspannten Geist hingegen entspringt klares Einschätzungsvermögen, Wahrheitserkenntnis und Mitgefühl. Der Mensch ist in der Lage, sich sich selbst und anderen gegenüber verantwortungsbewusst zu verhalten und ist im Denken frei. Dies stellt die grundlegendste Stärkung des körpereigenen Immunsystems dar. Ein freier, entspannter Geist erkennt, dass die Natur resp. unsere Umwelt nicht gegen uns handelt, sondern wir selber mit jeder Konsequenz ein Teil davon sind. Mehr im Einklang mit der (eigenen) Natur zu sein, bedeutet ein geringeres Erkrankungsrisiko in sich zu tragen, weil die Lebenskraft dann relativ im Gleichgewicht ist und deshalb weniger Korrekturen notwendig sein werden.

 

Vor diesem Hintergrund versteht man besser, welche Konsequenzen Ängste und Sorgen haben, denn sie geben einen ersten Hinweis darauf, dass ein Immunsystem angreifbar ist.

  

Versuchen Sie bitte in Zeiten wie diesen besonnen zu bleiben, vermeiden Sie, wenn es Ihnen möglich ist, Angst und Panik! Sehr wichtig sind jetzt Achtsamkeit und Fürsorge für jene, die ein vorbelastetes oder geschwächtes Immunsystem haben! Halten Sie daher unbedingt die bekannten, grundlegenden Hygieneregeln ein und vermeiden Sie enge soziale Kontakte. 

 

 

ERSTE HOMÖOPATHISCHE HELFER BEI EPIDEMISCHEN/PANDEMISCHEN INFEKTIONSKRANKHEITEN 

 

Folgende Mittel können unter solchen Umständen als eine erste homöopathische Maßnahme eingesetzt werden, da sie sich in der Vergangenheit in vergleichbaren Situationen bewährt haben:

 

 

Arsenicum album

 

Ein bewährtes homöopathisches Prophylaktikum ist Arsenicum album. Dieses Mittel kann von vorbelasteten, geschwächten Menschen eingenommen werden, die den bekannten Risokogruppen zugehören, bzw. von Menschen, die grundsätzlich große Angst vor Ansteckung haben. Angst macht den Geist empfänglich für störende, selbstbezogene Gedanken und schwächt die Lebenskraft.

 

Das Ministerium für indische Medizin, Naturheilkunde, Yoga und Homöopathie in Kalkutta (AYUSH) empfiehlt übrigens seit Anfang Januar 2020 Arsenicum album als Infektionsprophylaxe, da sich dieses Arzneimittel in der Vergangenheit bei gehäuft auftretenden Infektionen wie z.B. während Grippewellen sehr bewährt hat. 

 

Arsenicum album kann eingesetzt werden, solange keine Symptome vorhanden sind, aber deutliche Verunsicherung und Ängste hinsichtlich einer Infektion bestehen und/oder das Immunsystem ist durch chronische Vorerkrankung(en) und hohes Alter belastet und geschwächt ist: Meine Empfehlung lautet Arsenicum album C200, an drei aufeinanderfolgenden Tagen jeweils eine Gabe einnehmen (eine Gabe entspricht 3 Globuli). Während dieser Zeit auf Antidote homöopathischer Mittelwirkung achten, d.h. unbedingt auf koffeinhaltige Getränke verzichten! Ausführliche Informationen zu Antidoten homöopathischer Mittelwirkung finden Sie hier. Sollte die Infektionsgefahr längere Zeit anhalten, dann kann das Mittel in gleicher Weise nach 14 Tagen wiederholt werden.

 

 

Gelsemium

 

Bei jeder Epidemie oder Pandemie versuchen Homöopathen den sogenannten Genius epidemicus auszumachen, d.h. jenes homöopathische Arzneimittel, das gemäß dem homöopathischen Wirkprinzip am besten zu den Symptomen der vorherrschenden Erkrankung passt und daher heilt. Zum Verständnis: In der klassischen Homöopathie werden nicht Krankheitszeichen des Körpers und/oder der Psyche des Patienten behandelt, sondern stets das einer Erkrankung zugrundeliegende Ungleichgewicht auf der Ebene seiner Lebenskraft. Die Qualität dieses Ungleichgewichts erschließt sich dem Homöopathen durch die Beobachtung und Bewertung der Art der Krankheitssymptome eines Patienten und deren jeweilige Modalitäten. Die Lebenskraft selber kann nicht beobachtet und analysiert werden, ähnlich wie beim Phänomen der Elektrizität. Auch hier erfahren wir nur dann eine Wirkung, z.B. Helligkeit, wenn wir das Licht einschalten, können aber die zugrundeliegende Ursache nicht unmittelbar wahrnehmen.

 

Ein wichtiges homöopathisches Arzneimittel, das im Zusammenhang mit grippalen Symptomen eingesetzt wird, ist Gelsemium. Es ist angezeigt bei Schwächezuständen in Verbindung mit grippeartigen Symptomen. Gelsemium wurde u.a. 1918 während der Spanischen Grippe-Pandemie erfolgreich als Genius epidemicus eingesetzt.

 

Bei unerklärlicher Schwäche nehmen Sie Gelsemium C200 an 3 aufeinander-folgenden Tagen ein, jeweils 1 Gabe (= 3 Globuli). 

Bei grippalen Symptomen mit Schwäche als Hauptsymptom können sie Gelsemium C200 an 3 aufeinanderfolgenden Tagen, jeweils 3 über den Tag verteilte Gaben einnehmen. 

 

 

Nux vomica

 

Nux vomica ist ein wichtiges Mittel für die Überreizung des Menschen der heutigen Zeit. Die Notwendigkeit leistungsfähig zu sein, kann eine langsame Entfremdung von der eigenen Natur bewirken. Bei grippalen Infekten mit Gliederschmerzen,  Halskratzen, Fließschnupfen, Niesen und intensivem Frösteln nehmen Sie bitte  3 Gaben pro Tag. Bei diesem Mittel ist das intensive Kälteempfinden eine leitende Modalität. 

 

Es gibt eine sehr große Anzahl an Arzneimitteln, die je nach Krankheitsverlauf auch während einer Virusinfektion vom Homöopathen zu bedenken und streng zu individualisieren sind. Daher: Sollten Ihnen Arsenicum album, Gelsemium oder Nux vomica nicht weiterhelfen, wenden Sie sich bitte an Ihren Homöopathen. Aber diese beiden Mittel sind auf alle Fälle eine erste Hilfe und haben sich als solche häufig bewährt.

 

 

 

Aktuell erleben wir mit der pandemischen Infektwelle einen globalen Umbruch. Es offenbart sich, dass alle Bereiche von Leistungs -und Effizienzgesellschaften in rasender Geschwindigkeit aus dem Gleichgewicht geraten. Die globalen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte zeigen, dass wirtschaftliches Wachstum ohne Grenzen zwangsläufig zur Ausbeutung der menschlichen Ressourcen und der unseres Planeten führt und Ethik mittlerweile dem Konsum nachgestellt wird. 

Krankheiten waren schon immer Korrekturmechanismen der Natur, um unan-gemessene Lebensweisen, die ein Ungleichgewicht der Lebenskraft bewirken, Richtung Harmonie auszugleichen, was Heilsein bedeutet. Eine Pandemie betrifft jeden. Vielleicht berührt die aktuelle, bis vor kurzem nicht vorstellbare Entwicklung, unser Verantwortungsgefühl gegenüber uns selbst und den Anderen und lässt uns unsere Lebensweise überall dort überdenken und nachhaltiger werden, wo es uns möglich ist.

 

Bleiben Sie gesund und möglichst gelassen!

 

Herzliche Grüße,

 

Alfred Stellbrink