KRANKHEIT IST KEIN ZUFALL

Üblicherweise wird Krankheit als etwas gedacht, das seine Ursache nicht in uns selbst hat. Das gilt im Besonderen für akute, aber auch bei chronischen Erkrankungen. Entweder lösen von außen eindringende Erreger eine Krankheit aus oder die Abwehrkräfte unseres Körpers, den wir zu diesem Zeitpunkt als getrennt von uns erleben, funktionieren nicht so, wie wir es wünschen. Die gewohnte Sicht auf den Ursprung von Erkrankung impliziert die Annahme von außerhalb und unabhängig von uns existierenden Kräften, die uns heimsuchen, denen wir zum Opfer fallen. Krankheit erscheint als Fehler, der eigentlich nichts mit uns und unserer tiefsten Wahrheit zu tun hat. Diese Denkgewohnheit ist aus unserem wissenschaftlich geprägten gesellschaftlichen Kontext nachvollziehbar, verstellt aber leider völlig den Blick auf ein unendliches Entwicklungspotential des Menschen.

 

Es gibt drei Möglichkeiten, die eigene menschliche Natur und die uns umgebende Schöpfung zu verstehen: 1. Es gibt keine Gesetzmäßigkeiten, alles im Leben folgt dem Zufallsprinzip. Diese Option würde bedeuten, dass  man keinerlei Freiraum besäße sein Leben aktiv zu gestalten. 2. Es gibt eine unabhängig von uns existierende, alles überwachende Schöpferinstanz, der man als ihr Geschöpf vollständig ausgeliefert ist. Folgerichtig müssten dann persönliches Glück oder Unglück von den Vorstellungen dieser übergeordneten Instanz abhängen, was wiederum keinerlei persönlichen Spielraum zur Lebensgestaltung zulassen würde. Die 3. Möglichkeit folgt dem Prinzip von Ursache und Wirkung.

 

Leben als Produkt von Zufällen oder logischen Konsequenzen?

 

Grundsätzlich schließen sich diese drei Konzepte gegenseitig aus, entweder ist es das eine oder das andere. Bei genauer Betrachtung erkennt man aber schnell, dass die Schöpfung nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung zu funktionieren scheint. Menschliches Denken basiert auf Logik und folgt demnach diesem Gesetz. Gefühle sind Wirkungen von Erfahrungen, also auch Wirkungen einer Ursache. Die Objekte der Wahrnehmungswelt folgen dieser Kausalität, denn auf jeden Wahrnehmungsreiz durch unsere Sinnesorgane erfolgt eine Bewertung: Zustimmung, Abneigung oder Gleichgültigkeit. Naturbeobachtungen bestätigen das Gesetz von Ursache und Wirkung, denn jedes Wachstum hat seine Ursache, jede Veränderung ihren Auslöser. Ein Bauer muss seine Weizensaat ausbringen, bevor er ein paar Monate später ernten kann. Herrschen günstige Wetterbedingungen, wird die Ernte überdurchschnittlich ausfallen. Gibt es zu viel oder zu wenig Niederschlag, dann bedingen die ungünstigen Umstände eine magere Ernte. Wählt der Bauer zur Aussaat Roggenkörner, so wird er als Wirkung mit vollständiger Gewissheit keinen Weizen ernten können.

 

Die sich nun aufdrängende nächste und alles entscheidende Frage ist, ob Ursachen von Wirkungen außerhalb von einem selbst existieren oder nicht. Hier komme ich wieder auf die oben erwähnte 1. Möglichkeit zurück die Schöpfung zu verstehen: Die Annahme, es gäbe von einem selbst getrennte Ursachen für Lebensumstände ist ein logischer Widerspruch. Wenn die vermeintlichen Ursachen von uns getrennt wären, gäbe es überhaupt keine Kausalitäten, sondern ausnahmslos Schicksalsfälle oder Zufälle im Leben und in der uns umgebenden Schöpfung. Man hätte es wieder mit einem omnipotenten Schöpfer zu tun, dem man vollständig ausgeliefert ist, oder mit Zufall. Eine unabhängige Ursache im Außen, egal ob als Schöpfer, oder Zufall gedacht, hätte zur Folge, dass jedes Lebewesen, das diesem ursächlichen Auslöser ausgesetzt wäre ohne Ausnahme die gleichen Wirkungen erfahren müsste. Man kann beobachten, dass dies niemals der Fall ist. Was man wahrnimmt, wie man es empfindet und welche Schlüsse man daraus zieht ist vollkommen individuell. Wenn zwei Menschen auf einen dritten treffen, kann es durchaus sein, dass der eine ihn sympathisch findet, der andere aber nicht. Ist der Dritte nun sympathisch oder unsympathisch?

 

Eigenverantwortung als Schlüssel zur Freiheit

 

Weder noch. Es hängt nicht von dem Dritten ab wie man ihn sieht, sondern von einem selbst und den individuellen Bewertungsmaßstäben. Die Gründe warum das eigene Leben ist wie es ist, liegen ohne Ausnahme in einem selbst: Das Leben und die Welt kommen von jedem selbst. Sie sind vollkommen einzigartig, weil sie das Produkt individueller Erfahrungen, Gewohnheiten und Konzepte sind. Nur wenn man Eigenverantwortung für das persönliche Glück und Unglück übernimmt, erlebt man Freiheit. Nur wenn der Bauer Weizen sät, wird er auch Weizen ernten. Hier wird nun die eingangs erwähnte 2. Möglichkeit des Verständnisses der Schöpfung widerlegt: Die eigenverantwortliche Perspektive auf das Leben und die Welt bewirkt, dass man sich nicht mehr als Spielball einer übergeordneten, unabhängig waltenden Schöpferkraft erleben kann. Denn wenn man erkennt, dass die eigene Gegenwart die Wirkung der eigenen Vergangenheit ist, hat man jederzeit im Hier und Jetzt die Freiheit die persönliche Zukunft aktiv seinen Wünschen und Vorstellungen gemäß zu gestalten, auch wenn es viel Zeit bedarf.

 

Ohne Ursache keine Wirkung

 

Es gibt Gründe, warum man selbst bestimmte Erfahrungen macht und jemand anderer nicht, auch wenn einem diese Gründe nicht immer bewusst sind. Man muss auch nicht von ihnen wissen, damit sie existieren und oftmals ist es sogar unmöglich sie zu kennen. Aber deswegen von Zufall zu sprechen wäre falsch. Das Phänomen Kausalität ist komplexer als es erst einmal den Anschein hat, denn es existiert keine singuläre Kausalität. Der Glaube an ein Einzelereignis als Ursache für eine bestimmte Wirkung ist ein Überbleibsel des überholten mechanistischen Weltbildes von Isaac Newton. Mittlerweile weiß man, dass eine schier unendliche Zahl von Einflüssen in jenem Augenblick kumuliert, den wir Ursache nennen und aus dem heraus dann ebenso komplexe Wirkungen entstehen. In der Mathematik spricht man bei der Berechnung dieser Wirkungen nur noch von Wahrscheinlichkeiten.

 

In diesem Dickicht von Einzelereignissen, in dem man sich so schnell verirren und verlieren kann, gibt es aber eine zuverlässige Orientierung, die einem hilft den Überblick zu behalten: Die Gesetzmäßigkeiten des Prinzips von Ursache und Wirkung.

1. Ursache und Wirkung sind untrennbar miteinander verbunden. Es besteht eine sogenannte Interdependenz, eine wechselseitige Abhängigkeit, zwischen den beiden.

2. Ohne Ursache gibt es also keine Wirkung. Man kann vom Leben nichts erwarten, wenn man nichts investiert. Ich muss  als Bauer zuerst aufs Feld und meinen Acker bestellen, die Saat ausstreuen, um später ernten zu können. Die Früchte fallen nicht vom Himmel. Ein innerlich gereifter Mensch muss nicht wie ein kleines Kind auf einen günstigen Zufall hoffen, dass die Mutter da ist, dass sie Zeit hat und gewillt ist es zu stillen, sondern erschafft sich selbst, was notwendig ist.

3. Wenn es keine Wirkungen gibt, dann gab es auch keine Ursachen. So ist es absurd auf Frieden zu hoffen, wenn man nicht vorher irgendwann die Ursachen für Frieden geschaffen hat. Sind die Wirkungen nicht vollkommen, dann waren die Ursachen nicht vollkommen. Dass das Leben nicht so läuft wie man es gerne hätte, liegt nicht an einem bösen Schicksal, sondern an den ungünstigen Wirkungen die man in der Vergangenheit verursacht hat. Manchmal braucht es aber einfach nur etwas Zeit. Richtige Ursachen bringen nicht augenblicklich richtige Wirkungen hervor. Auch der Bauer muss monatelang warten. Auf das menschliche Leben bezogen, können es unter Umständen viel größere Zeitspannen sein.

4. Die Wirkungen sind immer gemäß ihrer Ursachen. Wie schon erwähnt, wächst aus Roggensaat wieder Roggen und niemals Weizen. (Dieser Aspekt drückt sich in der Homöopathie als das Ähnlichkeitsprinzip aus.) Das ist die einzige zuverlässige Sicherheit im Leben. Sind meine Gedanken, Worte und Taten friedvoll, kann unmöglich Krieg und Zerstörung entstehen.

5. Die Wirkungen sind immer größer als deren Ursachen; aus einem Samenkorn wächst eine Ähre mit vielen Samenkörnern.

 

Krankheit ist kein Zufall

 

Was bedeutet nun all dies im Kontext von Gesundheit bzw. Krankheit? Wenn man annimmt, dass ein Krankheitserreger die Ursache für eine Krankheit ist, dann müsste er aufgrund dieser Interdependenzen bei allen Menschen, die Kontakt mit ihm haben, immer ähnliche Wirkungen hervorbringen. Diese These bestätigt das Leben aber nicht. Man hört nämlich immer wieder von Menschen, die in Kontakt mit Erregern kamen, sich aber nicht infizierten und erkrankten. Warum erkranken während einer Grippewelle nicht durchgängig alle Menschen, die sich mit infizierten Personen in einem überfüllten U-Bahnwaggon aufhielten? Warum starb während der Pestpandemie, die im 14. Jahrhundert europaweit wütete, nur ein Drittel der damaligen Bevölkerung, geschätzte 25 Millionen Menschen? Warum traf es nicht die gesamte Bevölkerung? Wenn man nun behauptet, dass das Immunsystem der übrigen 50 Millionen Menschen damals einfach fitter war, dann muss daraus nun konsequenter- und logischerweise der Rückschluss erfolgen, dass der Pesterreger nicht die von außen einwirkende Ursache der Erkrankungen gewesen sein konnte, sondern im Krankheitsgeschehen lediglich einen untergeordneten Aspekt darstellte.

 

Die Ursache von Krankheit kommt nie von außen

 

Die Naturwissenschaft lässt an dieser Stelle wenig Spielraum. Wenn eine Hypothese aufgestellt wird und es findet sich auch nur ein stichhaltiges Gegenbeispiel, dann fällt diese Hypothese. Heutzutage gibt es Menschen, die zum Teil über einen längeren Zeitraum ungeschützt sexuellen Kontakt zu einem HIV-positiven Partner hatten und sich nachgewiesenermaßen nicht mit der Krankheit infizierten. Auch hier findet man den Anhaltspunkt, dass logischerweise Erreger nicht Krankheitsursache sein können, natürlich aber ein bestimmender Faktor für den Krankheitsverlauf.

 

Zu erkranken oder nicht zu erkranken kann nicht einfach nur Ausdruck von Pech oder Glück im Leben sein. Wäre ein Erreger die Ursache einer von genau ihm ausgelösten Krankheit, muss er immer ohne Ausnahme die Ursache sein und immer auf die gleiche Weise wirken. Jeder Organismus müsste die gleichen Symptome bekommen. Denkt man nur an eine einfache Streptokokkenangina, dann erkennt man bereits, dass es nicht stimmen kann: Der eine Mensch hat Schmerzen auf der linken, ein anderer ausschließlich auf der rechten Halsseite. Der Eine erfährt eine Verbesserung durch das Trinken warmer Getränke, der Nächste durch kalte. Wieder Jemand hat eine Erstreckung der Schmerzen zum Ohr hin, ein Weiterer klagt hingegen über vermehrten Speichelfluss.

 

Diese Auflistung von Krankheitssymptomen und deren Modalitäten, die im Zusammenhang mit einer Streptokokkenangina auftreten, könnte beliebig fortgesetzt werden. Wenn nun ausschließlich ein von außen auf den Organismus einwirkender Erreger der Krankheitsauslöser wäre, dann wäre die zu beobachtende Individualität von Symptomen und Modalitäten unmöglich! Die Wahrheit ist, dass es solche von außen kommende Ursachen überhaupt nicht gibt. Der hysterische Kampf gegen Bakterien und Viren der heutigen Schulmedizin (sowie Putzmittel- und Hygieneartikelhersteller) basiert auf einem falschen Verständnis von Mikroorganismen, das im Widerspruch steht zu den Aussagen der Begründer der Infektionslehre der Medizin.

 

Mikroorganismen sind nicht Ursache einer Erkrankung, sondern deren Katalysator

 

Während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entbrannte ein erbitterter Wissenschaftsstreit darüber, ob Erreger die Ursache der Entstehung einer Infektionskrankheit sind oder notwendigerweise ein passendes Milieu für einen Erreger vorhanden sein muss. Der französische Chemiker und Mikrobiologe Louis Pasteur (1822 – 1895) sah den Erreger als alleinigen Auslöser einer Infektionskrankheit, während sein Zeitgenosse, der Mediziner und Physiologe Claude Bernard, die Milieu-Theorie vertrat. Das in diesem Zusammenhang bekannteste Zitat stammt von ihm und nicht von Pasteur, dem es fälschlicher Weise häufig zugeschrieben wird: „Der Erreger ist nichts, das Milieu ist alles.“ Die beiden Wissenschaftler lieferten sich zeitlebens einen erbitterten Konkurrenzkampf, den Louis Pasteur aufgrund seines gesellschaftlichen Einflusses letztendlich für sich entschied. Erst auf dem Sterbebett gestand Pasteur doch noch ein, dass Bernard der Wahrheit näher sei als er.

 

Etwa 70 Jahre nach seinem Tod übergab übrigens 1964 die Familie Pasteurs dessen private Aufzeichnungen (100 Notizbücher) der Bibliothèque Nationale de Paris. Dr. Gerald L. Geison vom Historischen Institut der Universität Princeton in New Jersey, der etwa 20 Jahre die Aufzeichnungen von Pasteur studierte, entdeckte in den privaten Einträgen Pasteurs eine Reihe gravierender Abweichungen zu seinen tatsächlich publizierten Arbeiten. Laut Notizbuch benutzte Pasteur z. B. einen anderen Impfstoff gegen Milzbrand, als er in seinen Veröffentlichungen angegeben hatte. Durch die Veröffentlichung dieses Wissenschaftsbetrugs geriet das Ansehen Pasteurs post mortem ins Wanken (SZ vom 18.2.1983 und chemie.de/lexikon/louis_pasteur).

 

Das Milieu, von dem Bernard und Pasteur sprechen, entspricht der chronischen Diathese der Homöopathie. Wie ich an anderer Stelle ausgeführt habe, sind diese Diathesen nicht per se negative Kräfte, sie stehen vielmehr für das Entwicklungspotenzial eines Organismus. Damit aus dieser Kraft konkrete Entwicklung werden kann, benötigt es einen auslösenden Funken, einen Katalysator. Diese Funktion übernehmen Krankheitserreger. Sie bringen eine akute Erkrankung in Gang, die für sich betrachtet die Heilphase der chronischen Diathese oder der chronischen Krankheit ist. Provokant ausgedrückt sind demnach Krankheitserreger  Katalysatoren eines Heilprozesses.

 

Die Bedeutung der Mikroorganismen liegt vor allem darin, dass sie einer Krankheit ihre charakteristische Erscheinungs- und Verlaufsform mit ihren typischen Symptomen geben. An dieser Stelle möchte ich mit Nachdruck erwähnen, dass es immer wieder erschütternd und unerträglich ist, wenn Menschen leiden und zu Hunderten oder zu Tausenden von akuten Seuchen getötet werden. Natürlich müssen diese Krankheiten mit aller unserer Intelligenz und allen gebotenen Mitteln behandelt werden. Und genau aus diesem Grunde ist es so wichtig, Klarheit über das Leben und die Grundlagen des eigenen Handels zu bekommen, damit man die Ergebnisse erzielen kann, die für alle so unendlich wünschenswert sind. Wenn man als Geschöpf dieser Schöpfung erkrankt, dann drückt sich darin die Evolution der Schöpfung in ihrer persönlichen,  für das eigene Leben einzigartigen Weise aus. Wie könnte man annehmen, dass Evolution heute mal ohne einen stattfinden sollte. Oder dass man die Wirkungen, die man selbst durch Ursachen erschaffen hat, heute mal nicht ernten möchte.

 

Das Potenzial von Kranksein verstehen

 

Sobald Entwicklung stattfindet, das Leben sich lebt, wie könnte man dann annehmen, diese Entwicklung zu verhindern, indem man den Erreger bzw. Katalysator zerstört? Die einzige Konsequenz, die auf diese Weise mit absoluter Sicherheit provoziert wird, ist die Verlagerung der persönlichen Entwicklung auf eine tiefere, destruktivere Ebene. Geht es ganz akut um Leben und Tod, kann so zu handeln manchmal der Weg der Wahl sein, um Zeit zu gewinnen im Sinne einer kurzfristigen, lebenserhaltenden Maßnahme. Eine heilsame Lösung ist dies aber niemals und reicht auf Dauer gesehen nicht. Am Leben kommt keiner von uns mehr vorbei, sobald er einmal geboren ist. Evolution ist fester Bestandteil des Lebendigseins. Die  Freiheit, die wir Menschen besitzen, ist eigenverantwortlich zu entscheiden, auf welcher Ebene und in welcher Weise wir diesen Entwicklungsprozess gestalten. Verweigert man dabei den Akutprozess, dann bleibt als Konsequenz leider nur noch die chronische Verlaufsform.

 

Nach natürlich verlaufenen Kinderkrankheiten kann man bei Kindern erfahrungsgemäß durchgängig beobachten, dass sie anschließend einen Entwicklungsschritt machen z.B. auf der Ebene der Motorik, der Sprachentwicklung bzw. ihrer gesamten Persönlichkeit. Jede dieser Infektionskrankheiten hat ein zugrundeliegendes geistiges Thema. So geht es zum Beispiel bei der Masernerkrankung um die gesunde Loslösung aus der Mutterbindung- und jede Partnerin eines noch muttergebundenen Mannes weiß, wie schwierig sich die Beziehung gestaltet.

 

Jede erfolgreich durchlebte Infektionskrankheit stärkt auch das menschliche Immunsystem und macht es so weniger anfällig für all die Zivilisationskrankheiten, die heutzutage zunehmend zur Bedrohung des modernen Menschen werden. Wenn daher eine physiologisch korrekte Immunreaktion im Hals verhindert, dass zum Beispiel die Streptokokken einer Scharlacherkrankung das Herz schädigen, und der Patient befindet sich in medizinischer Behandlung, warum dann ein Antibiotikum verabreichen? Durch die unterdrückende Wirkung antibiotischer Medikamente kann der erforderliche Entwicklungsprozess nur unvollständig oder gar nicht mehr durchlebt werden und es entsteht auch keine natürliche Resistenz. Dies muss früher oder später beim erkrankten Menschen zu einer neuen Krankheitsschicht auf einer tieferen chronischen Ebene führen. Der Patient läuft somit konkret Gefahr, dass er zu einem späteren Zeitpunkt in seinem Leben rheumatische Erkrankungen, Nieren- oder Herzprobleme bekommt.

 

In diesem Kontext möchte ich ein paar Anmerkungen zum Thema Fieber machen. Fieber ist grundsätzlich nämlich kein Problem, wie häufig dargestellt, sondern eine Heilreaktion. In einem gewissen Rahmen ist nicht die Höhe des Fiebers entscheidend, sondern der Allgemeinzustand des fiebernden Patienten. Aus Sicht des Homöopathen ist hohes Fieber eine wünschenswerte Reaktion des Organismus, es ist ein Indikator für eine starke Lebenskraft des Erkrankten. Natürlich sollte kein fiebernder Patient sich selbst überlassen und unbehandelt bleiben. Aber die Heilreaktion des Fiebers sollte unterstützt und nicht unterdrückt werden. Als Resultat wird nämlich die Infektionskrankheit überwunden und das zugrundeliegende Krankheitspotenzial aufgelöst. Das bedeutet, der Mensch ist nun auf allen Ebenen fitter - und das auch zum Wohle der Gemeinschaft.    

 

Ist es nicht absurd, dass wir Menschen als Teil dieser Schöpfung mittlerweile Wege beschreiten, die uns glauben machen, wir müssten uns vor einer vermeintlich feindlichen Schöpfung schützen, d.h. gewissermaßen vor uns selbst? Wäre es hingegen nicht viel sinnvoller, diese wundervolle Schöpfung, soweit man Einblick in sie hat, in ihrem Wirken zum Nutzen aller zu unterstützen? Wie kann man glauben, dass aus Misstrauen, Feindschaft und Kampf wahre Heilung geschehen kann? Wie kann jemals aus Krieg Frieden werden? Wie kann man glauben, als Wesen dieser Schöpfung besser zu sein als die Schöpfung selbst? Aus homöopathischer Sicht beruht diese Denkweise auf einer krankhaft verstimmten Lebenskraft: Es sind falsche Gefühle als Folge falscher Gedanken, die zu falschen Handlungen führen. Die Aufgabe der Homöopathie ist es, das Leben eines Individuums verantwortungsvoll zu begleiten und dessen Entwicklung in eine heilsame Richtung zu kanalisieren, damit es sein persönliches Potential erfahren kann. Diese Begleitung ist mit homöopathischen Mitteln möglich, weil sie gemäß der Gesetzmäßigkeiten der Schöpfung wirken und nicht gegen sie.

 

Das Leben selbst ist homöopathisch

 

Unsere Realität ist wie ein homöopathisches Medikament, sie spiegelt uns in jedem Moment die ganze Dimension unseres Daseins. Das umschließt die Art und Weise,  wie man der Welt begegnet, ebenso wie die Wahrnehmung seiner selbst. Wie schon erwähnt ist der Grund dafür, dass man Objekte, Lebewesen und deren Worte und Handlungen auf individuelle Weise wahrnimmt, das allem Leben zugrundeliegende Gesetz von Ursache und Wirkung: Was man irgendwann früher einmal gesät hat, erscheint später als Realität, das Hier und Jetzt ist jeden Moment die aktuelle Wirkung entsprechender Ursachen in der Vergangenheit. Die Beziehung von Ursache und Wirkung zueinander ist also immer eine Ähnlichkeitsbeziehung. Das entspricht exakt den Naturbeobachtungen des Hippokrates, und deshalb funktioniert Leben auf Dauer, weil die Wirkungen die Ursachen ausgleichen und heilen. Ultimativ betrachtet befindet sich daher alles im Gleichgewicht. Immer.

 

Wenn vom Leben als einem Leidenskreislauf gesprochen wird, spiegelt dies erst einmal unsere menschliche Erfahrung wieder: Jeder weiß, dass er schon einmal jemandem Leiden zugefügt hat. Jeder weiß daher außerdem, sowohl der naturwissenschaftlich orientierte als auch der religiöse Mensch, dass die Wirkungen entsprechend leidvoll sein werden, damit das Gleichgewicht wieder hergestellt ist. Da die Wirkungen aber zeitlich verzögert erscheinen und man üblicher Weise im Moment ihres Erscheinens die Ursache nicht mehr erinnert, erleidet man die Wirkungen des eigenen Handelns dann doch als deren Opfer und beginnt blind um sich schlagend darauf zu reagieren. Damit kreiert man leider neue Ursachen für weiteres, späteres Leid. Und dieses Rad dreht sich solange weiter, bis man als Wirkung von erfolgreich durchlebten Entwicklungs-oder Erkrankungsprozessen beginnt eigenverantwortlich zu denken und zu handeln. Dies ist der Zugang zum wahren Potenzial, das jedem von uns innewohnt und der Beginn einer ultimativ heilsamen Entwicklung.

 

 

Erkenne Dich selbst

 

So wie wir Leiden kreieren, so können wir auch Glück kreieren. Wir können die Erkenntnis kreieren, dass jede Manifestation, also der jetzige Augenblick und jeder darauf folgende, eine perfekte Manifestation der Vollkommenheit ist, die unserer wahren Natur entspricht. Wir haben die Freiheit zu erkennen, dass es in einem tieferen Sinn nichts zu verändern gibt, da Vollkommenheit nicht erschaffen werden kann, sondern ist. In Wahrheit sind wir richtig so wie wir sind, ist jeder Moment richtig so wie er ist, ist nichts zur Vollkommenheit hinzuzufügen oder von ihr wegzunehmen. In Wahrheit gibt es also nichts zu leisten, nichts zu verändern und nichts zu werden, weil alles bereits perfekt ist. Wir haben die Freiheit zu erkennen, dass die Gewohnheit, uns und den Anderen immer anders haben zu wollen unser Problem sein könnte.

 

Vollkommenheit beantwortet ohne Ausnahme jede Ursache mit einer Wirkung. Egal wie geartet die Ursache ist, es wird daraus immer eine entsprechende Wirkung resultieren. Insofern spiegeln Ursache und Wirkung die unendliche Potentialität von Vollkommenheit wider. Aber das ist nur die Oberfläche, vergleichbar dem Glitzern des Wassers auf der Meeresoberfläche. Richtig spannend wird es dann, wenn man aufhört etwas anderes sein zu wollen als man ist, beginnt sich zu entspannen und mitten hinein springt in dieses wundervolle Meer!

 

Homöopathie vermag als Heilprinzip, was die Dynamik des Lebens ebenso bedingt: Sie dient einem als Spiegel, um die eigenen sichtbaren und verborgenen Aspekte erkennen zu können, d.h. unsere wahre Natur. Der einzige Unterschied besteht darin, dass mit Hilfe der Homöopathie die Geschwindigkeit und Dynamik dieses persönlichen Entwicklungsprozesses enorm beschleunigt werden kann. Entwicklung findet statt, aber das Leiden wird verkürzt und deshalb in seiner Intensität vermindert. Das ist dieses großartige Geschenk, das Samuel Hahnemann der Welt hinterlassen hat.

 

_____________________________________________________________

 

Mögen meine Ausführungen Samuel Hahnemanns Lebenswerk ehren und dem wahren Verständnis der Homöopathie dienen.