DER GEIST

 

INDIVIDUALITÄT

 

Wenn wir Individualität beobachten, bemerken wir eine wichtige Tatsache: Sie ist untrennbar mit der Erfahrung der Vergänglichkeit verknüpft. Sie entsteht und vergeht in jedem Moment aufs Neue von Augenblick zu Augenblick. Die sinnlich wahrnehmbare Welt ist veränderlich. Jeder Mensch ist in seiner Gestalt und Persönlichkeit einzigartig, also  kurzlebig und flüchtig. Individuelles Leben manifestiert sich als ein ewiger Fluss des Kommens und Gehens aus einer universellen Essenz heraus. Es ist das Werden und Vergehen einzigartiger Augenblicke aus einer universellen Potentialität heraus.

                                                                                     

Das Universelle erkennt sich im Spiegel seiner Manifestationen

 

Solange das Universelle in sich verbleibt, eins mit sich selbst ist, ist es ohne Selbstwahrnehmung. Erst wenn sich die Essenz allen Seins als Individualität manifestiert, hat es die Möglichkeit seine Vollkommenheit in der unendlichen Vielzahl einzigartiger Augenblicke zu erfahren. Die Möglichkeit wahrzunehmen, sich selbst zu begegnen in unterschiedlichen Gestalten und Zuständen, ist die Möglichkeit der Essenz sich in den Spiegelungen einzigartiger Manifestationen wiederzuerkennen.

 

Wahrnehmung und Dualität bedingen sich gegenseitig. Die manifestierte Welt ist die Welt der Dualität, die Welt von Ursache und Wirkung, von Freud und Leid, von Leben und Tod. Um „Weiß“ erkennen zu können, müssen wir eine Idee von „Schwarz“ haben. Das Eine ist immer eine Bedingung des Anderen, denn sie sind untrennbar miteinander verknüpft. Daher kann es in der Welt der Dualität niemals Glück ohne Leid geben. Es gibt immer nur beide Phänomene gleichzeitig in permanent wechselnden Gewichtungen. Ein Zustand frei von Leiden kann nur jenseits von Dualität gefunden werden, in einer spontan aus sich selbst heraus existierenden, vollkommenen Essenz. Die Antwort auf die Frage, warum das Absolute nicht als Absolutes verbleibt, warum es überhaupt dieses dramatische Wechselspiel von relativem Glück und Unglück gibt, liegt also in der Möglichkeit  mit Hilfe der Dualität sich selbst zu erkennen. Außerdem gehört zur Vollkommenheit der Aspekt der Energie und das ist der Aspekt von Bewegung.   Bewegung findet immer in der Dimension von Raum und Zeit statt und unterliegt dem Gesetz von Ursache und Wirkung, von Leistung und Anstrengung. Insofern bedingt Bewegung Manifestation und gehört selbst als Aspekt zum Absoluten. Die Welt der Manifestationen kann nicht überwunden werden, sondern muss in das Absolute integriert werden. Selbsterkenntnis führt immer tiefer ins Leben hinein und niemals aus ihm heraus.

 

Der Geist ist das Werkzeug des Absoluten, um sich seiner selbst bewusst zu werden

 

Der Geist ist eine Welt der Spiegelungen, in denen sich die Vollkommenheit selbst betrachten und wiedererkennen kann.

Bei jeder geistigen Tätigkeit kann man immer fünf Prozesse erkennen, die nahezu gleichzeitig verlaufen:

 

·Der Prozess der Wahrnehmung: Es ist das undifferenzierte Aufnehmen oder Registrieren von sinnlichen und geistigen Phänomenen.

·Der Prozess des Erkennens: Es ist ein Wiedererkennen, Erinnern, Vergleichen und Kategorisieren der Wahrnehmungen.

·Der Prozess der Empfindung: Jede identifizierte Wahrnehmung löst Empfindung aus, die Wärme der Sonne ebenso wie der Gedanke an einen geliebten Menschen.

·Der Prozess der Bewertung: Jede Empfindung führt zu einer Bewertung. Angenehmes führt zu Verlangen, Unangenehmes zu Abneigung und neutrales zu Gleichgültigkeit.

·Der Prozess der Reaktion: Die Hand muss ausgestreckt werden, um zu ergreifen was begehrenswert ist. Sie muss zurückstoßen, um abzuwehren was unangenehm ist.

 

DIE MATERIELLE SICHTWEISE

 

Die übliche Sichtweise auf unser Leben basiert auf der Gewohnheit, sich als ein körperliches Wesen, als ein körperliches Ich zu verstehen, das unabhängig und getrennt von anderen existiert. Die Materie erscheint hier als Ursprung unseres Seins und einer von uns getrennt existierenden Welt.

 

Aber nicht nur die Welt da draußen erscheint als ein von uns getrennter und deswegen fremder Ort, auch unser Ich selbst bleibt uns hier fremd. Haben wir eine materieller Sichtweise, dann leben wir in einer Welt, in der das Ich auch Objekt ist, das man beobachten und besitzen kann. Wir denken uns zwar als ein Subjekt, führen das Subjekt aber umgehend ad absurdum, wenn es als Gegenstand unserer Betrachtungen zum Objekt wird, ohne dass wir es jemals anfassen könnten. In diesem Sinne bleiben wir uns als Körper-Ich selber fremd, auch wenn da immer eine Präsenz, eine Bewusstheit dahinter spürbar ist, die sich aber beständig entzieht, sobald man den Blick auf sie zu richten versucht.

 

Die materielle Sichtweise des Lebens bedeutet: Wir sind ein Ich, das sich fremd bleibt in einer Welt, die uns fremd ist. Mittels der heutigen Naturwissenschaften versuchen wir natürlich durch Beobachtung der Materie und aller sinnlichen Phänomene die Wahrheit zu ergründen. Aber egal wie viele Daten wir sammeln, wir erlangen nur Wissen über Dinge, z.B. über das Ich. Wir können auf diese Weise die Welt nur beschreiben, aber niemals unmittelbar ihr Wesen erfahren. Das ist so, als würden wir bis ins kleinste Detail darüber sprechen, was die Süße des Zuckers sei ohne jemals davon gekostet zu haben.

 

Die Welt ist anders, als sie erscheint

 

Das Sinnliche ist eine begrenzte Erscheinung, die kommt und geht. Nichts das gekommen ist, bleibt und hat eine Existenz aus sich selbst heraus. Würde die Welt da draußen aus sich selbst heraus existieren, könnte sie sich nicht verändern. Sie wäre was sie gemäß ihrer Ursache ist und sonst gar nichts.

 

Sie müsste auch für jedes Lebewesen das Gleiche sein und das zu allen Zeiten, denn die Wirkungen der Ursache sind immer der Ursache gemäß, immer und unter allen Umständen. Egal welche Einflüsse wirken würden, sie könnten keinen Effekt haben. Wir könnten keinen Gegenstand anfassen, denn er würde sich dadurch zum Beispiel in der Temperatur verändern und dieser Vorgang kann nicht stattfinden, wenn etwas die Ursache seiner Existenz, also auch seiner Temperatur, in sich selber hat.

 

Überhaupt wäre es unmöglich den Arm zu bewegen, um etwas zu berühren, denn es gäbe ihn gemäß seiner singulären Ursache ausschließlich in einer einzigen Position, nicht in anderen. Natürlich gibt es so eine Welt nicht. Es gibt keine objektive Welt, die getrennt und aus sich heraus existiert. Hier einige Beispiele: 1.) Wenn zwei Menschen auf einen Dritten schauen, findet vielleicht der eine diesen Menschen sympathisch und der andere findet ihn unsympathisch. Ist der Mensch nun sympathisch oder unsympathisch? Folgerichtig weder noch. Es hängt von der Vergangenheit des Einen und des Anderen ab, wie ihm dieser dritte Mensch erscheint. Ob die Welt sympathisch erscheint oder nicht hängt also ausschließlich von uns persönlich ab.

 

Oder 2.): Materie hat immer eine Ausdehnung, so wie Zeit immer eine Ausdehnung hat. Wenn etwas eine Ursache in sich selber haben soll, wenn es unabhängig von uns existieren soll, dann muss es eine Ursache in sich haben. Etwas, das sich ausdehnt, hat eine Länge und ist deswegen teilbar, theoretisch unendlich. Was teilbar ist, existiert demnach logischerweise immer aus mindestens zwei Teilen. So kann es in etwas, das Ausdehnung hat, nicht eine einzelne Ursache geben.

 

Oder 3.): Wir sehen ein Objekt nie vollständig und doch erscheint es als vollständiges Objekt. Wir sehen von einem Menschen nur die Vorderseite, logischerweise gibt es zeitgleich keine Wahrnehmung seiner Rückseite, aber uns erscheint der Mensch trotzdem als Mensch. Wir können niemals einen Gegenstand in seiner Totalität sehen, die Konzentration zwingt uns zur Wahrnehmung von immer nur einem Teil in einem Wahrnehmungsaugenblick. Trotzdem erscheint uns die Welt nicht als Teil, sondern als Ganzes. Und so weiter. Das bedeutet, dass eine ausschließlich materielle Sichtweise der Welt unmöglich ist. Die Welt, die wir kennen, ist vor allem eine geistige Welt, die erscheint und nicht unabhängig existiert.   

 

Alles, was die Sinne erforschen, ist vergänglich. Sobald wir genauer hinschauen, verschwindet die Erscheinung und eine neue tritt an ihre Stelle. Die Wahrheit bleibt verborgen, das Jenseits der Sinne bleibt im Dunkeln. Die empirische Forschung kann sich nicht für ein Jenseits der Empirie öffnen, denn die Methode definiert ihre Grenzen. Versuchsanordnungen bedingen, dass man auf immer neue Art bestätigt, was man grundsätzlich vorher schon wusste. Umwälzende Entdeckungen entstanden immer durch einen Zuruf des Jenseitigen. Die materielle Sicht ist eine begrenzte Sichtweise und liefert uns nur Informationen über das Leben, sie kann das Phänomen Leben selbst aber nicht erfassen. Die Bedeutung dieses beschreibenden Wissens wird von uns heutzutage sehr überschätzt.

 

DIE GEISTIGE SICHTWEISE - DER RAUM DER WAHRNEHMUNG

 

Auf der geistigen Ebene ändert sich das. Hier vergrößert sich der Raum der Identität beträchtlich. Zunächst kann man sagen, dass Wahrnehmung immer etwas mit Begegnung zu tun hat, der Begegnung von Ich und Welt, von Ich und Du, von Subjekt und Objekt. Der Geist ist sozusagen der Raum, in dem diese Begegnung stattfindet, egal ob es sich um einen Gedanken, ein Gefühl oder ein Objekt handelt. Wenn wir bisher glaubten ein Ich zu sein, das einen Körper hat, das anderen Körper-Ichs begegnet, die von uns vollständig getrennt und unabhängig sein sollen, dann umschließt die geistige Sicht das Ich und das Du als den Bereich der geistigen Identität. Geistig sind wir das Subjekt, das Objekte wahrnimmt und alle Objekte, die dem Subjekt als Objekte erscheinen.

 

Um das zu verstehen müssen wir uns vor Augen halten, dass in der Wahrnehmung immer gleichzeitig ein Ich und ein Du auftauchen, also niemals getrennt voneinander. Unser Glaube, ein Ich zu sein, das unabhängig von einer wahrgenommenen Welt existiert, entspringt der materiellen Sichtweise und erscheint vielleicht so, ist aber falsch. Wäre das Ich unabhängig von Wahrnehmung und könnte außerhalb des Wahrnehmungsraumes existieren, könnten wir es nicht wahrnehmen. Dann wäre es nicht das Ich, vom dem wir sprechen. Es gibt nur ein Ich als Teil eines Wahrnehmungsprozeßes. Außerhalb von Wahrnehmungen, das heißt außerhalt der Dualität, gibt es Sein, aber das entzieht sich dem Ich. Innerhalb der Dualität ist das Ich immer mit einem Du verknüpft.

 

Das Ich und das Du entstehen beide gleichzeitig aus der Wahrnehmung heraus

 

Das Subjekt ist nicht die Ursache, sondern ausschließlich die Wirkung des Geistes. Subjekt und Objekt bedingen sich gegenseitig, sie sind gemeinsam Wirkungen des Geistes. Wie schon erwähnt existiert ohne Wahrnehmung kein Ich und auch kein Du.

 

Das Ich ist nur die eine Facette des Geistesprozesses und nicht ihr zentraler Aspekt. Die geistige Identität umfasst beides gleichzeitig, das Ich einerseits und die Welt andererseits. Es gibt Meditationspraktiken, bei denen Menschen über längere Zeiträume Sinneswahrnehmungen fast vollständig vermeiden. Das Ergebnis kann für den Geübten eine tiefe Erfahrung des Ursprungs des Geistes jenseits aller Geistesprozesse, also jenseits der Dualität, sein. Die gewohnte Identität, die kontinuierliche Erfahrung eines Ich und die Erinnerung daran lösen sich in so einem Übungsprozess langsam auf. Ohne ein Du verschwindet auch das Ich. Ein Ich und ein Du existieren ausschließlich in wechselseitiger Abhängigkeit zueinander. Das Ich, genauso wie alles Begegnende, sind Wirkungen einer grundlegenderen, geistigen Ebene.

 

Geistig sind wir nicht bloß ein Ich, wir sind der Raum der Wahrnehmung

 

Entgegen unserer Denkgewohnheit ist der Raum, in dem sich Wahrnehmung, d.h. Existenz ereignet, nicht eine äußere Welt an sich, eine sogenannte objektive Welt, in der ein davon getrenntes Subjekt Wahrnehmung macht, sondern das Leben ist der Prozess des Wahrnehmens selbst. Das Leben ist eine unendliche Kette von Wahrnehmungen, eine rasende Flucht immer neuer Begegnungen.

 

Die geistige Realität ist die Realität der Wahrnehmung, und ihre Identität ist der wahrgenommene Moment mit einem Ich und einer begegnenden Schöpfung. Es gibt keine Möglichkeit ein Außerhalb der Wahrnehmung geistig zu erfahren, auch wenn ein großer Teil der Naturwissenschaften auch heute noch von einer Welt spricht, die auch außerhalb von Wahrnehmung eine Welt an sich sei. Es ist Unsinn ein Leben außerhalb des Lebens zu postulieren. Leben kann nicht transzendiert werden. Das impliziert nicht, dass außerhalb des Geistes nichts sei. Aber dann ist es eben nicht mehr Teil des Geistes, der wahrnimmt.

 

In Wahrnehmungen äußert sich das duale Leben und nur in ihnen. Egal, ob es sich um die Wahrnehmung der Geistestätigkeit selbst handelt oder um die Wahrnehmung ihrer Objekte, Ursprung ist immer eine Wahrnehmung, in der ein Ich einem Gedanken, einem Gefühl, einem Lebewesen oder einem Gegenstand begegnet.

 

Freiheit bedeutet Verantwortung zu tragen

 

Diese Sichtweise ist den meisten Menschen heutzutage sehr fremd. Wer aber diese Realität an sich heran lässt, der erkennt folgende atemberaubende Konsequenz: Wenn das Ich und die Welt unsere geistige Realität ist, dann haben wir auch in Bezug auf diese Realität Gestalltungsmöglichkeit!

 

Auf der geistigen Ebene sind wir nicht nur verantwortlich für das Ich und seine Handlungen, sondern ebenso für alles, das von einem Ich wahrgenommen wird, das diesem Ich begegnet, ihm widerfährt oder ihm angetan wird! Die vollkommene Eigenverantwortung auf der geistigen Ebene erscheint vielleicht zunächst als niederdrückende Last und Qual, als unendliche Sisyphusarbeit. Aber bei genauerer Betrachtung bedeutet sie vollkommene Freiheit. Denn nur wenn wir die Urheber aller unserer Wahrnehmungsaspekte sind, haben wir auch die Freiheit sie zu verändern.

 

Freiheit ist logischerweise nur unter der Bedingung von Eigenverantwortung möglich. Wenn es zum Beispiel in unserer Wahrnehmung Krieg gibt, dann findet dieser Krieg in unserem Geist statt, egal, ob wir darüber in den Nachrichten hören, das Schlachtfeld draußen vor unserem Fenster sehen oder ob wir als Opfer oder Täter darin verwickelt sind - es geschieht immer im Geistraum der Wahrnehmung.

 

Wie es erscheint, hängt von unterschiedlichen Ursachen ab. Hat etwas Ursachen, können wir es verändern. Wollen wir Leiden überwinden, müssen wir die Ursachen des Leides erkennen und gewinnen dadurch die Freiheit Ursachen für Frieden zu erschaffen. Wir haben die Chance den Kreislauf des Leidens zu durchbrechen, wenn wir zuerst aus der am stärksten begrenzenden materiellen Sicht zu einer umfassenderen geistigen Sichtweise finden. Das könnte dann wiederum dafür zur Ursache werden, über den Wahrnehmungsraum hinaus zu wachsen, um den Ursprung des Geistes, unsere wahre ursprüngliche Natur jenseits der Dualität, zu erfahren.

 

VOM ICHBEWUSSTSEIN ZUM SELBSTBEWUSSTSEIN

 

Die kontinuierliche Wahrnehmung von einem Ich beweist wie gesagt noch keine eigenständige Existenz des wahrgenommenen Ich. Die Erfahrung von Kontinuität ist zweifellos eine Realität, aber eben nur die unendliche Summe immer neuer Wahrnehmungsmomente des Geistes. Die Überzeugung von einer Welt außerhalb der Wahrnehmung ist entweder ein hohles, naturwissenschaftliches Glaubenssystem oder eine spirituelle Erfahrung, die nicht beschrieben werden kann, weil sie jenseits des Geistes liegt. 

 

Zuflucht zu Wissen

 

Ist uns die geistige Sichtweise nicht möglich, dann identifizieren wir uns wie gesagt mit der Materie. Wir reduzieren die Welt auf das sinnlich wahrnehmbare, auf eine Erfahrungswelt, die im Widerspruch zu den heutigen exakten Naturwissenschaften steht (siehe: Meyers Lexikon der exakten Naturwissenschaft, 1970: „Materie (kann) als eine Erscheinungsform von Energie aufgefasst werden…“). Eine von uns getrennt erfahrene Welt bleibt unberechenbar. Sie begegnet uns als unkontrollierbares Schicksal, und wir erleiden sie mehr oder weniger als ihr Opfer. Auch wenn wir lange als Sieger erscheinen, scheitern wir doch spätestens wenn wir altern, krank werden und sterben. Wir hoffen dann auf die Wissenschaft, die alle Probleme für uns lösen soll. Oder wir beten zu einem von uns getrennten Gott, um ihn in seinen unberechenbaren Launen zu besänftigen und zu einem wohlwollenden Blick auf uns zu bewegen. Oder wir glauben einfach an den Zufall. In jedem dieser Fälle können wir nur an einem ohnmächtigen Ich festhalten, als dem einzig verbliebenen Fixpunkt in einer unberechenbaren Welt.

 

Wir entwickeln also Konzepte, die uns aus unserer totalen Unsicherheit retten sollen, völlig egal ob sie naturwissenschaftlich oder religiös sind. Dank dieser Konzepte hoffen wir dann Sicherheit und Kontrolle zu erlangen. Wir meinen ganz genau zu wissen, wie das Leben funktioniert und bemerken nicht mehr, dass es nur eine Beruhigungsgeschichte ist. Häufig erkennen Menschen erst wenn sie sterben, dass sie letztendlich unvorbereitet geblieben sind und vom Leben und Sterben selbst nichts erfahren haben obwohl sie ein Leben lang Wissen über das Leben angehäuft haben. Je sicherer wir dabei glauben zu wissen, ohne das theoretische Wissen durch eigene Erkenntnis zu überwinden, desto größer muss anschließend das Leiden werden. Unser theoretisches Wissen verhindert dann die unmittelbare Erfahrung der wahren Natur der Realität. Denn der auf diese Weise Wissende wird jede seiner Erfahrungen so interpretieren, dass sie seine persönliche Sicht auf die Welt bestätigt. Wir blicken dann durch eine Brille, bemerken es aber immer weniger: Wir stehen vor einer roten Wand, behaupten, sie sei blau und glauben fest daran, nur weil wir die wenigen enthaltenen blauen Farbpigmente herausfiltern und den Rest einfach leugnen. Die restliche Wahrheit wird zurück gedrängt und meistens auch bekämpft.

 

Je genauer wir glauben zu wissen und an diesem Wissen festhalten, desto tiefer stecken wir in Schwierigkeiten, denn umso unbewusster bleibt alles andere. Unsere Meinungen und Bewertungen trennen uns mehr und mehr vom Leben selbst. Es entstehen Dogmatismus und Fanatismus und unser Wissen wird zu einer Gefahr für das Fremde und Andersartige. Das Phänomen dieser Überheblichkeit entsteht aus Unwissenheit und Ignoranz des Ich. Je undurchlässiger unser Teilwissen ist, je verschlossener wir einer umfassenderen Realität gegenüber sind, desto tyrannischer und verspannter werden wir.

 

Oft wird diese Tyrannei des Ich mit Selbstbewusstsein verwechselt. Dabei ist der Begriff Selbstbewusstsein in diesem Kontext völlig falsch. Gemeint ist vielmehr ICHbewusstsein und Ichbewusstsein bezieht sich auf die materielle Sichtweise des Lebens, es ist ein Besitz von Wissen und führt zur Festigung eines Ichglaubens. Das Ichbewusstsein schenkt uns den Glauben eine Persönlichkeit zu sein, die beständig ist. Es führt aber immer auch zur Bekämpfung und Diskriminierung des Anderen oder Fremden. Je ichbewusster wir sind, desto weniger Selbstbewusstsein haben wir. Die kurzfristige Freude, uns dank eines Ich in einer unberechenbaren Welt als Kern und Zentrum dieser Welt zu fühlen, bezahlen wir mittelfristig und langfristig mit großem Leid, wenn das Selbst in der Gestalt von Krankheiten oder anderen vermeintlichen Schicksalsschlägen die Mauern unseres Ich durchbricht.

 

Das Festhalten am Ich wird zum Bollwerk gegen eine feindliche Welt und zum wichtigsten Lebenszweck des Ich und der Tod wird zur permanenten Bedrohung. Dabei bedingt eigentlich gerade dieses Festhalten am Ich unser Leid und Loslassen würde Leben bedeuten. Leben im Ichbewusstsein ist aber

Festhalten an Vergänglichem und Festhalten an Vergangenem.

 

Zuflucht zu Weisheit

 

Selbstbewusstsein hingegen bezieht sich auf die geistige Sichtweise und basiert auf einer Erfahrung, die das Ichbewusstsein übersteigt. Grundsätzlich gibt es drei Wissensbereiche: Das Wissen von dem wir wissen, dass wir es wissen, jenes von dem wir wissen, dass wir es nicht wissen und drittens das Wissen, von dem wir nicht wissen, dass wir es nicht wissen.

 

Das Ichbewusstsein umfasst höchstens die ersten beiden Bereiche. Je mehr Wissen wir besitzen und je geringer der Bereich der Unwissenheit, desto sicherer wird sich unser vermeintliches Ich seiner selbst, und umso erfolgreicher kann es sich gegenüber anderen abgrenzen und behaupten. Wer diese Sichtweise wählt, macht sich zum Gegner seiner selbst. Denn er wählt eine Welt, die auf Kampf begründet ist. Es ist die Welt, in der ein Ich mit seinem Körper und seinen Trieben den Kampf des Überlebens gegen das Leben als Stärkster gewinnen muss. Je mehr unser Ich weiß, umso mehr glaubt es zu wissen, wer es ist und umso mehr muss es um seinen Erhalt gegen alles andere kämpfen, das unser Ich nicht ist. Schaffen wir es, uns durchzusetzen gegen Andere, erfahren wir einen Augenblick der Überlegenheit und das Ich wird dadurch gefestigt. Schaffen wir es nicht immer, wird unser Ich verletzt und wir erleiden einen Moment des Unglücks. Je häufiger das geschieht, umso beständiger wird Angst und Zweifel zum Begleiter des Ich. Im Kampf um das Überleben geht es somit beständig rauf und runter scheinbar ohne Ausweg ein unaufhörlich anhaltender Kampf um das Überleben des vermeintlich Stärkeren.

 

Selbstbewusstsein dagegen umfasst alle drei Bereiche und insbesondere den Dritten, der mit riesigem Abstand der größte ist.  Erlebt zu haben, dass es viel, viel mehr geben muss, als was wir wissen, führt zu Selbstbewusstsein. Selbstbewusstsein löst das Ichbewusstsein in sich auf, und mit dem Ich auch alle Grenzen, alles Trennende. Es entsteht das allumfassende Bewusstsein ichloser Liebe, befreit vom egozentrischen Kampf ums Überleben. Wer die Realität will, muss sich öffnen für den Raum des Geistes und damit auch für etwas Größeres, das alles Ichwissen übersteigt. Ichbewusstsein führt zu einem Verschließen gegenüber der unbegrenzten Realität und bereitet so den Boden für all die Kriege, die dann in unseren Fernsehern, auf unseren Straßen, oder in unseren Köpfen und Herzen stattfinden. Wenn wir anfangen das Ich in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen, verblasst sein Licht wie eine Kerze vor der Sonne und es lernt von sich loszulassen. Es befreit sich von sich selbst durch die Kraft des Mitgefühls. Das Streben des Ich nach persönlicher Erleuchtung und Glück ist also ein Widerspruch. Kein Ich kann Erleuchtung erlangen oder dauerhaft glücklich sein. Das Streben nach Glück zum Wohle aller ist aber der Weg das Ich zu überwinden.

 

ERKENNEN, EMPFINDEN UND REAGIEREN – DER RAUM DER GEWOHNHEITEN   

 

Sobald wir den Raum des Geistes betreten und Wahrnehmung geschieht, folgen unmittelbar die anderen Geistesprozesse. Um etwas wiederzuerkennen braucht es Unterscheidungskraft. Ihr Maßstab ist die Empfindung, angenehm oder unangenehm, worauf wir jeweils mit Verlangen oder Abneigung reagieren. Ein Ich mit all seinen Sehnsüchten und Wünschen begegnet permanent Ersehntem oder Gefürchtetem. So wird die Begegnung entweder genossen oder erlitten und mit einer Reaktion beantwortet. Immer wieder aufs Neue. Angenehmes versuchen wir selbstverständlich zu mehren und Unangenehmes tunlichst zu vermeiden. Diese Reaktionen verstärken sich zu Gewohnheiten je nach der Intensität der Empfindung, denn je angenehmer oder unangenehmer die Empfindung ist, umso intensiver versuchen wir sie zu wiederholen bzw. zu vermeiden und umso stärker wird die Gewohnheitskraft.

 

Das hat durchaus erst einmal einen nützlichen, ökonomischen Wert, denn so können wir auf gemachten Erfahrungen aufbauen und schneller das Erwünschte erlangen. Es würde keinen Sinn machen, immer wieder aufs neue Autofahren zu lernen, wenn wir uns von A nach B bewegen möchten. Je stärker die Gewohnheit ist, das heißt, je häufiger wir etwas geübt haben, desto automatischer geschieht die Reaktion. Heute mache ich mir keine Gedanken mehr darüber, wann ich beim Autofahren Gas geben, kuppeln oder bremsen soll, es passiert wie von selbst, die Abläufe sind automatisiert.

 

Die Qualität einer automatisierten Gewohnheit ist dann so, als würden wir eine perfekt asphaltierte achtspurige Autobahn befahren, die abschüssig verläuft: Wir erreichen unser Ziel darauf mühelos. Zum Problem wird dies, wenn wir nicht mehr im Einklang mit unserer Gewohnheit, oder schlimmer noch, mit einem unserer Automatismen leben. Dann müssen wir uns entgegen der Gewohnheitskraft einen Weg bahnen und das ist so, als würden wir mit dem Buschmesser eine Schneise in einen Dschungel schlagen. Und natürlich geht der neue Weg steil bergauf. Und natürlich ist gerade Regenzeit. Für diese Vorgehensweise braucht es Konzentration und viel Willenskraft. Meine Ausführungen hierzu werden im demnächst folgenden Kapitel des „Projekts Leben“ zu lesen sein.

 

Wir können also vorläufig festhalten, dass für die Entstehung von Gewohnheiten Folgendes gilt: Begegnungen, die uns als angenehm zu Bewusstsein kommen, ziehen eine Reaktion nach sich, die abhängig von der Häufigkeit der Wiederholung bzw. der Intensität der Empfindung zunächst zu einer Gewohnheit und später zu einem Automatismus werden. Dieser funktioniert dann scheinbar völlig ohne unser Zutun. Am Ende fahren wir Auto wie im Schlaf. Gleiches gilt natürlich für unangenehme Empfindungen und die daraus resultierenden Abneigungen und Zurückweisungen.

 

Es gibt aber hinter diesen Abläufen noch eine subtilere, beunruhigende Ebene. Die Tatsache, dass diese Geistesprozesse permanent geschehen, ist uns erst einmal ebenso unbewusst wie zum Beispiel die ungezählten Stoffwechselprozesse in unserem Körper die wir nicht spüren. In jedem einzelnen Moment, in dem Begegnung stattfindet, laufen alle 5 Geistesprozesse mit blitzartiger Geschwindigkeit ab. Es folgt nicht nur eine Begegnung der Anderen, sondern es finden unzählig viele Begegnungen zeitgleich statt, die wir völlig unbewusst erleben. Es gibt ein verborgenes, nahezu autonomes Leben hinter dem uns bekannten und bewussten Leben unseres Ich.

 

Es gibt einen unbewussten Raum, in dem alle Gewohnheiten und Automatismen verborgen sind, der um ein Vielfaches größer ist als der uns normalerweise zugängliche Bewusstseinsbereich. Bedrückender Weise ist das uns bewusste Leben in nur sehr geringem Maße die Ursache für diesen großen, unbekannten Raum. Die Kausalität ist nahezu vollständig umgekehrt, denn erst, wenn eine Reaktion auf eine angenehme Empfindung über sehr lange Zeit wiederholt wurde und an Kraft gewonnen hat, also bereits zur unbewussten Gewohnheit geworden ist, wird es zu einem Verlangen, auf das wir bewusst aufmerksam werden. Wird uns ein Verlangen bewusst, sei es durch eine immer stärker gewordene Gewohnheitskraft oder durch die besondere Intensität einer Empfindung, dann wähnen wir uns gewappnet mit Entscheidungsfreiheit für oder wider Verlangen oder Abneigen. Das entspricht keinesfalls dem wahrhaftigen Tatbestand! In der Regel ist diese Kraft zu diesem Zeitpunkt bereits so stark, dass sie unser Bewusstsein in Wahrheit schon beherrscht und unseren Willen steuert. Wir wünschen dann, was uns die unbewussten Gewohnheiten gebieten und nennen das Freiheit.

 

Gewohnheitskraft verleitet uns, bewusst zu wollen, was wir unbewusst schon lange gewohnt sind

 

Entgegen unserer Annahme ist das Maß der Unfreiheit für gewöhnlich fast vollständig! Wir reagieren fast ausschließlich und agieren fast nie! Gewohnheiten bestimmen sowohl die Wahrnehmungen und Empfindungen, als auch unser daraus resultierendes Handeln. Wir glauben zu wissen, warum wir etwas tun, haben aber zumeist keine Ahnung von den wahren Ursachen unseres Handelns. Das ist der Grund, warum grundlegende Veränderungen in unserem Leben sehr viel Zeit benötigen. Häufig sind es leider schwere Schicksalsschläge, Schocks und dergleichen, die mit all ihrer Wucht bestimmte Gewohnheiten und Konzepte in einem Augenblick zerbrechen und eine plötzliche Veränderung ermöglichen. Das ist das positive Entwicklungspotenzial von schlimmen Ereignissen. Würden wir die tatsächlichen Hintergründe immer kennen und einen Blick auf die hinter dem Geist stehenden Kräfte werfen, dann könnten wir ihr Wirken eher als unsere Chance und Hoffnung akzeptieren. 

 

Der Raum der Gewohnheiten ist der Raum des Ich

 

Die Summe aller Erfahrungen, die Summe aller Gewohnheiten, bildet unser Ich, unsere Persönlichkeit. Das Ich ist die Summe aller Anhaftungen, die uns von der unmittelbaren Erfahrung der Realität trennen. Alles Wohl und Weh, alle nachfolgenden Reaktionen, alle Gewohnheiten, Konditionierungen, Muster und Automatismen bilden das Mosaik unseres Ich. Es ist ein einzigartiges Gebilde, so wie die Erfahrungen von jedem von uns individuell einzigartig sind. Es ist wie ein Korsett, ein Panzer aus Vergangenem mit all seinen Hoffnungen und Befürchtungen für Zukünftiges. Es ist wie ein schillernder Schuppenpanzer, jede Schuppe eine alte Erfahrung, eine alte Empfindung, ein altes Verlangen und eine alte Abneigung, die wir festhalten. Ichbewusstsein ist immer die Vergangenheit, der wir eine Beständigkeit zu geben versuchen. Das Ich ist die Summe aller vergangenen Momente, die wir ersehnend und befürchtend in die Zukunft projizieren und damit die Erfahrung der ursprünglichen Realität, der Gegenwart verhindern. Die Aufgabe des Lebens scheint darin zu bestehen, Loslassen zu lernen, die Gewohnheit der Icherfahrung als einen winzig kleinen Ausschnitt von etwas unendlich viel größerem zu erfahren, um dann zu sein, was wir in Wahrheit immer schon sind.

 

Das Ich hat kein eigenständiges Leben, sondern ist nichts anderes als selbst eine gigantische Gewohnheit. Es ist ausschließlich die Gewohnheit, sich selbst als Ich zu begreifen und dem vermeintlichen Glück hinterher zu jagen. Das heißt nicht, dass das Ich schlecht ist, auch wenn es für einige Probleme verantwortlich ist. Genauso wenig wie es heißt, dass es gut ist. Es ist eine Gewohnheit, nicht mehr und nicht weniger. Die Grenzen des Ich zu erkennen, heißt auch seine Möglichkeiten zu erkennen. Die Fähigkeit Gewohnheiten zu bilden, ist ein unglaubliches Potenzial, es hängt nur davon ab, wie wir diese Kraft benutzen.

 

Die Wirkung der Gewohnheiten

 

Der geistige Raum ist der Wahrnehmungsraum, in dem sich die Vollkommenheit ausdrückt. Aufgrund der grenzenlosen Potentialität der Vollkommenheit muss sich alles Denkbare und Undenkbare manifestieren, wenn dafür eine Ursache existiert. Den Geist zu verstehen, heißt auch unsere grenzenlose Kreativität, unser grenzenloses Potenzial zu verstehen. Wir müssen nicht länger Opfer unserer selbstgeschaffenen Gewohnheiten sein, sondern wir können Schöpfer aller Welten sein – im Innen wie im Außen.

 

Tatsächlich sind wir immer Schöpfer unserer selbst und der Welt, in der wir leben. Denn aus den geistigen Prozessen, die ständig passieren, entwickeln sich wie schon erwähnt zwangsläufig Ursachen, Gewohnheiten und Automatismen. Automatismen haben die Tendenz sich zu verdichten, abhängig von ihrer Energie, d.h. ihrer Gewohnheitskraft. Je stärker die Gewohnheitskraft ist, desto mehr verdichten sie sich bis hin zu Materie. Zum Beispiel ist unsere tiefste, ursprünglichste und stärkste Gewohnheit die konstante Erfahrung eines Ich während der Wahrnehmung. Je intensiver diese Gewohnheitskraft wird,  je mehr die Einengung des Geistes voranschreitet, desto eher entstehen als Wirkung dieses Prozesses subatomare Teilchen, eine Form, ein Körper, eine Welt. Wir wissen, dass subatomare Teilchen in einer atemberaubenden Geschwindigkeit kommen und gehen, denn sie sind extrem unbeständig. Dennoch erscheint uns Materie in der Regel als sehr fest. Das liegt an der dahinter liegenden Stärke der geistigen Gewohnheitskraft. Ist die Gewohnheitskraft sehr groß, manifestiert sie sich nahezu unverändert von Augenblick zu Augenblick. Die Zusammensetzung der subatomaren Teilchen, welche die Materie bilden, stimmt immer mit den Empfindungsqualitäten der geistigen Wahrnehmung überein. Sie bestimmen die spezifischen Eigenschaften von Materie: Ob sie sehr verdichtet und schwer ist (Erdelement), sehr flexibel (Wasser), sehr aktiv (Feuer), sehr leicht und flüchtig (Luft) oder selbstbewusst (Äther) ist, es entspricht jeweils exakt den Empfindungen während der einzelnen Wahrnehmung. Das bedeutet: Jeder Körper, jedes Organ, jede sonstige Gestalt, egal ob Baum oder Wolke, repräsentiert Empfindungsqualitäten des Geistes, die von einer Gewohnheitskraft immer wieder hervorgebracht werden – je nach Stärke der Kraft mehr oder weniger beständig.

 

Was gewohnheitsgemäß entsteht, darauf reagieren wir gewohnheitsgemäß. Das ist der ewige Prozess der Multiplikation unserer Gewohnheiten in die Zukunft und ihrer materiellen Manifestationen, unsere Schöpfung.

 

ICH UND MEIN

 

Wir haben gesagt, dass der Geist die Fähigkeit hat, Gewohnheiten zu bilden, die sich ihrerseits weiter zu Materie verdichten. Die missverständliche Gewohnheit, an ein eigenständiges Ich zu glauben, das die Ursache von Wahrnehmung sei und nicht sein Produkt, bedingt Zusammenziehung, Verdichtung und Manifestation unseres Körpers. Weil wir ein Ich denken, verdichtet sich ein Körper. Die Bedürfnisse des Körpers, seine Verlangen und Abneigungen binden dann den Geist an seine Wahrnehmung. Aus dem Missverständnis ein Ich zu sein, entsteht der Glaube haben zu können.

 

Wir versuchen festzuhalten, was nicht zu besitzen möglich ist – unsere eigenen Körper oder den Körper eines anderen, Gegenstände, Gefühle, Gedanken, Wissen. Wir reden von „Ich bin dies, ich bin das“, obgleich das, was wir meinen, körperlich und geistig schon längst wieder zerfallen ist, noch bevor wir es fertig ausgesprochen haben. Geistesprozesse kommen und gehen in rasender Geschwindigkeit. Subatomare Teilchen kommen und gehen. Doch weil wir ein Ich zu sein glauben, fangen wir an ein Mein zu denken. Wir wollen wiederholen was schön war und wir bilden Gewohnheiten, es immer wieder zu erleben. Gewohnheiten und ihre Manifestationen sind der Versuch, dem Flüchtigen nachhaltige Dauer zu verleihen. Das Festhalten an Dingen, die unbeständig und kurzlebig sind und jenseits unserer Kontrolle liegen, verursacht zwangsläufig Leiden. Wollen wir haben, was wir mögen, um es am besten nie mehr herzugeben, nimmt das Leiden seinen Lauf. Denn das Leben, die Existenz, die Realität, die uns einzig sicher ist, ist in Wahrheit ein ununterbrochener Fluss von Geistesprozessen. Das Ich und die Welt werden geboren und sterben in einem fort. Die Kontinuität dieses Flusses bedingt das Missverständnis, das Ich und die Welt besäßen Leben aus sich selbst heraus. Wir glauben jemand zu sein, Macht zu besitzen, autonome Freiheit zu haben, doch in Wahrheit gibt es lediglich die Wahrnehmung und den Fluss der Lebenskraft.

 

Wollen wir das Leiden überwinden, müssen wir als erstes verstehen, dass wir uns in Gewohnheiten und in Konzepten bewegen, die nicht die Wahrheit selber sind. Sich in Konzepten zu bewegen ist weder gut noch schlecht. Wie gesagt, Gewohnheiten haben ja auch ihren Sinn, wir müssen nur um den Unterschied zwischen einem Konzept über die Wahrheit und der Wahrheit selbst kennen. Ansonsten wird das Konzept zu einem Gefängnis. Es hängt immer davon ab, wie bewusst wir mit etwas umgehen: Öffnen wir uns für die Erfahrung der Wahrheit, können wir natürlich auch das Loslassen von Gewohnheiten, Konzepten und Konditionierungen, das Loslassen von störendem Besitz also, zu unserer Gewohnheit machen. So angewendet, können Gewohnheiten zu einem wahren Segen werden und sogar zur Ursache unserer Befreiung.

 

Werden wir uns der Gesetzmäßigkeiten des Geistes bewusst, dann können wir auch beginnen, unsere Welt selber zu gestalten und sie nicht mehr oder weniger zu erleiden! Wir können anfangen, jene Gewohnheiten zu bilden, die eine Welt voller Glück, Harmonie und Liebe erschaffen. Wir können beginnen ein Ich zu erschaffen, das im Dienst des universellen Bewusstseins steht und als sein Werkzeug zur Manifestation der Liebe wird. Wir können anfangen eine Schöpfung zu gestalten, in der wir die Vollkommenheit jeder Manifestation erkennen, weil sie aus der vollkommenen Potentialität entsteht und wieder in sie hinein zerfällt. Was immer ist, ist so gesehen ohne Ausnahme Vollkommenheit. Denn egal, welche Manifestation sich in der Dualität aufgrund von Ursache und Wirkung äußert, sie ist in ihrem Wesen vollkommen.

 

Ursachen und Wirkungen bestimmen die Art der Wahrnehmung in der Dualität. Alles ist Ausdruck einer Vollkommenheit, die immer ist, zu der nie etwas hinzugefügt, noch etwas von ihr weggenommen werden muss.

 

Mitgefühl ist die Kraft, die uns retten kann. Alles, das wir für unser Ich tun, stärkt es und vergrößert das Leiden. Jeder Besitz an Realisation und Wissen verstärkt Leiden. Die einzige Möglichkeit selbst glücklich zu sein ist, Andere glücklich zu machen. Wir haben die Freiheit unsere Mauern unserer Limitationen abzutragen, Stein für Stein, indem wir geben, was wir selber wollen. Dann werden wir nicht nur ein Ich sein, sondern auch seine wahre Natur, sein wahrer Urgrund. Es geht darum, das Ich zu einem bewussten Ausdruck dieses universellen Bewusstseins werden zu lassen. Befreien wir Andere, dann befreien wir uns selbst. In der Dualität, im Wahrnehmungsraum des Geistes, ist das Mitgefühl die Kraft der Befreiung. Mitfühlend zu sein heißt, unser wahres Potential zu verkörpern. Anders gesagt, die wahre, vollkommene Natur erkennen wir immer daran, dass sie sich als Mitgefühl zeigt. Sich zu entspannen und den Knoten des Ichwillen oder Anderswollen zu lösen, die Realität als Manifestation des Mitgefühls zu erfahren, ist sehr befreiend. Es ist Ausdruck von Freiheit, jedes Anderswollen aufzugeben und ganz im Einklang mit dem zu sein was ist.

 

Freiheit, wie wir sie gewöhnlich verstehen, wählt nur zwischen etwas mehr oder etwas weniger Leidvollem. Zu glauben, wir hätten eine Wahl, wir könnten etwas anderes sein, als universelle Liebe, basiert auf dem Glauben, ein eigenständiges Ich zu sein. Die Turbulenzen, Kämpfe und Kriege, die daraus entstehen, erschweren dann in der Folge die Erkenntnis, dass wir nicht Ich, sondern letztlich Selbst sind.

 

Das Leiden, welches aus Anderswollen entsteht, ist natürlich ebenfalls eine Manifestation des universellen Bewusstseins, eine Realität und damit ultimativ betrachtet weder gut noch schlecht. Aber wir begrenzen dadurch die Art der Manifestationen auf die Wirkungen des Anderswollens und daraus resultiert zu allererst Unzufriedenheit. Schließlich ist alles, das wir als Manifestation des Universellen erfahren, diese Unzufriedenheit, die sich in die Zukunft weiter multipliziert. Wird uns die Wahrheit dagegen zur Gewohnheit manifestiert sich nichts anderes als die Wahrheit in immer neuer, einzigartiger Gestalt.

 

Wir würden wollen, was ist und das hieße, wir würden in einem Zustand immerwährenden Glücks und Zufriedenheit von Augenblick zu Augenblick fortbestehen.

 

DEN GEIST AUSRICHTEN

 

Damit wir die Gewohnheit entwickeln zu wollen, was ist, müssen wir die Ausrichtung unseres Geistes verändern. Normalerweise sind wir über die Sinne an die Welt gebunden und schauen mit unserem Geist nach außen, auf die Wirkungen des Geistes. Das ist die materielle Sichtweise des Ichbewusstseins, die Gewohnheit an allem festzuhalten.

 

Das Ergebnis davon ist aber niederschmetternd. Wir sind immer unzufrieden mit dem, was wir wahrnehmen. Selbst wenn wir für einen Augenblick erlangen, was wir ersehnen, ist unser Glück nicht vollkommen. Das Glück könnte immer noch ein bisschen intensiver und vor allem dauerhafter sein. Erhöhen wir unsere Bemühungen bei dem Versuch glücklicher zu werden, entsteht Gier, die uns am Ende selber auffrisst.

Die Wurzel des Problems ist, dass wir ständig irgendwas wollen und irgendetwas nicht wollen. Wir wollen uns anders, als wir sind und verspannen dabei immer mehr. Oder wir wollen die Welt anders, als sie ist und verkrampfen ebenfalls.

 

Wir haben erfahren, dass der Geist wahrnimmt, wiedererkennt und dann empfindet, woraus Verlangen und Abneigung als Reaktion entstehen. Warum bewerten wir aber, warum empfinden wir das eine als angenehm und das andere als unangenehm? Warum entstehen überhaupt Verlangen und Abneigungen, wenn sie doch scheinbar nur Probleme verursachen? Diese Bewertungen entstehen aus dem Festhalten an einem Ich und seinen Körper. Die Dualität als Spielfeld der kreativen Energie einer ursprünglichen Vollkommenheit ist immer da und mit ihr das Ich und das Du, der Körper des Ich und die ganze Welt des Du.

 

Wir vergessen, dass ein Ich und ein Du nur eigenständig erscheinen, in Wahrheit aber Projektionen des Geistes sind, verursacht durch unser Verhalten in der Vergangenheit. Was jetzt attraktiv ist oder nicht, erscheint so, weil es der Film ist, den wir in der Vergangenheit auf die Festplatte des Geistes mit unseren Sinnen aufgenommen haben und der jetzt wieder von dieser Festplatte abgespielt wird. Es sind unsere vergangenen Handlungen, bei denen wir uns zugeschaut haben, die nun als geistige Projektionen wieder vor uns erscheinen, so, als säßen wir im Kino.

 

Wir haben uns im Geiste eine Welt erschaffen, aber immer mehr den Bezug dazu verloren, dass es eine von uns selbst erschaffene Welt ist. Wir glauben ein Körper zu sein, der seine Hand nach einer Welt da draußen ausstrecken kann, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Dabei ist es nur die Filmaufnahme von einem Ich, das einen Körper zu besitzen glaubt und seine Hand ausstreckt nach einer Welt, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Solange wir es nicht besser wissen, glauben wir an die eigenständige Existenz des Körpers, seiner Bedürfnisse und die eigenständige Existenz einer attraktiven oder hässlichen Welt und versuchen ad Infinitum seine anscheinenden Bedürfnisse zu befriedigen. Dabei werden wir uns wieder zuschauen, also eine weitere Fortsetzung des alten Films drehen und so setzt sich dieser Traum auf ewig fort.

 

Wir leben in dieser Dualität und müssen deswegen mit den Regeln in diesem Bewusstseinsraum umgehen. Es wäre unsinnig das zu vernachlässigen. Auch wenn diese Realität eine Projektion ist, ist sie nichtsdestoweniger eine Realität. Mich vom nächsten Hochhaus zu stützen mit der Begründung meine Bewusstseinsrealität sei doch nur ein Traum, wäre unklug. Der Moment des Aufschlagens, der Tod und alles, was dann folgt, ist zwar auch eine Projektion, aber eine äußerst reale und in diesem Falle eine sehr schmerzhafte!

 

Haben wir in der Dualität einen Körper, sollten wir uns auch um ihn kümmern, wie es die Regeln der Dualität erfordern. Wir sollten seine Bedürfnisse befriedigen. Aber wir sollten nicht vergessen, wo dieser Körper ultimativ herkommt und was wir heute mit ihm tun können, um eine für alle glücklichere zukünftige Realität zu erschaffen.

 

Es ist also wichtig zu erkennen, dass der Umstand, dass unser Leiden eine Projektion ist, uns überhaupt erst die Freiheit gibt, das Leiden zu verändern und an seiner Stelle Glück zu erschaffen. Das ist nur möglich, wenn wir uns der grenzenlosen Potentialität bewusst sind, die sich durch den Geist als Dualität ausdrückt. Ultimativ ist es immer eine Manifestation der Vollkommenheit, aber es macht für alle fühlenden Wesen einen fundamentalen Unterschied aus, ob sie leiden oder glücklich sind. Darüber hinaus haben wir nur unter der Bedingung, dass die Wahrnehmung eine Projektion des Geistes ist die Möglichkeit, eine Wahrnehmung zu kreieren, in der alle Lebewesen vollkommen von Leid befreit sind. Das ist keine Utopie, weil es eine Projektion ist!   

 

Das Bedürfnisse nach innen zu schauen

 

Verlangen und Abneigen haben also durchaus ihren Sinn und Nutzen, wenn es um unsere Bedürfnisse geht. Es gibt 5 Bedürfnisse, die essentiell sind. Damit ein Körper für einige Zeit  sein kann was er ist, braucht er Nahrung und Schlaf, er muss seine Art erhalten und er muss sich gegen andere verteidigen, sich schützen oder durchsetzen. Das sind die vier Grundbedürfnisse des Körpers, die wir mit allen Tieren gemeinsam haben.

 

Die Befriedigung dieser Bedürfnisse vermeidet den vorzeitigen Tod. Damit wir als Menschen der Dualität unserer körperlichen Realität gerecht werden können, müssen wir also auch der Bedürftigkeit des Körpers in der richtigen Weise Rechnung tragen. Wir benötigen daher unser Ich, unsere Gewohnheiten und unseren Körper. Die materielle Sicht des Lebens oder das Ichbewusstsein zu vermeiden oder gar zu unterdrücken, ist keinesfalls vorteilhaft.

 

Alles erfüllt wie gesagt seinen Zweck als Spiegel der Vollkommenheit und kann zum Wohle aller genutzt werden. Der Punkt ist zu wünschen, wessen wir bedürfen. Und nicht das zu wünschen, was wir verlangen! Die Verwechslung von Wünschen mit essentiellen Bedürfnissen führt zu den unendlich vielen Neurosen und Psychosen der heutigen Zeit und in der Wirkung zur Zerstörung unserer körperlichen Existenz und unserer Welt.

 

Wenn wir aus dem Dschungel der Wünsche heraus kommen wollen, dann müssen wir nach innen schauen. Damit wir das tun, gibt es ein weiteres, ein fünftes Bedürfnis, das uns zu Menschen macht und uns von den Tieren unterscheidet: Es ist das Bedürfnis nach Lebenssinn.

 

Jeder Mensch hat das Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit. Ist er sich dessen zunächst noch unbewusst, wird er den Sinn in der Befriedigung seiner körperlichen Bedürfnisse suchen und das letztendliche Gleichgewicht stören. Er driftet immer mehr in die Welt der Wünsche und wird mehr und mehr leiden, da uns eine vergängliche Welt niemals dauerhaften Sinn spenden kann. Wir kompensieren den verloren gegangenen Sinn, indem wir Speisen essen, die uns nicht bekommen, Regenwälder zerstören, unsere Luft verpesten und das Wasser vergiften, um konsumieren zu können, wessen wir nicht bedürfen, bis wir und die Menschheit daran ersticken.

 

Unsere Gier beruht auf dem Missverständnis, dass Genuss der Sinn des Leben wäre. Unser Scheitern steigert unsere Bemühungen. Wir verstärken unsere Egozentrik, unser blindes Verlangen und beuten das Leben bis zur Selbstzerstörung aus. Unser ichbezogenes Streben sucht seinen persönlichen Genuss und verpasst so den Lebenssinn.

 

Könnten wir hingegen erkennen, dass es in der materiellen Welt nur darum geht, die Bedürfnisse der Materie, also des Körpers zu befriedigen und den Sinn in der geistigen Welt zu suchen, wir könnten uns von vielen irreführenden Ansichten befreien. Wenn wir bislang glaubten immer mehr genießen zu müssen, um glücklich sein zu können, dann wird uns jetzt klar, dass das Loslassen von uns selbst und allem, das wir zu wollen meinten die Türe zu einem Glück aufstoßen kann, dass größer ist als alles, was wir bis jetzt erfahren konnten. Je weniger wir besitzen über das hinaus, wessen unser Körper bedarf, umso wahrscheinlicher ist unser Glück, weil wir mehr und mehr zum Ursprung des Lebens expandieren, durch nichts gehalten und durch nichts getrennt. Dann erfahren wir die atemberaubende Schönheit und Reinheit der potentiellen Vollkommenheit, leer von limitierenden Eigenschaften, einzig vom Sein erfüllt. Das Wort, das wir für die Erfahrung dieses Grenzenlosen haben ist Liebe. Und immer, wenn wir davon ein Echo oder eine Spiegelung erfahren, blicken wir auf den Ursprung unseres Seins.

 

Die Realität erfahren zu können, bedeutet nach innen auf den Ursprung unserer Existenz zu schauen, auf seine Ursache und nicht auf seine Wirkungen im Außen. Nur die Vollkommenheit existiert aus sich heraus und ermöglicht die Erfahrung dauerhaften Glücks und vollkommenen Friedens.

 

Es kann nicht sinnvoll sein weiter zu träumen, wenn wir erwachen könnten. Wenn wir den Geist auf seinen Ursprung richten, harmonisieren sich die Bedürfnisse des Körpers automatisch. Wir müssen den Sinn nicht mehr nur in Partnern, Kleidern und Autos suchen, in Geld, Macht oder Prestige. Wir erwachen aus diesem (Alb)Traum und erkennen, dass alles, was wir noch festhalten, uns in Wahrheit behindert und unglücklich macht.

 

Lassen wir schließlich los, dann erkennen wir, dass der Sinn nicht gesucht werden muss sondern schon immer da ist. Bisher war der Geist ausschließlich nach außen gerichtet auf die unendlichen Manifestationen seiner selbst und in ihnen gefangen. Nun zeigt sich ein 5. Bedürfnis und drückt sich aus in der Gestalt der menschlichen Existenz: Es ist das Bedürfnis nach dem Sinn des Lebens. Hier wendet sich der Geist von außen nach innen und schaut auf sich selbst, beziehungsweise auf seinen eigenen Ursprung und erkennt sich als Spiegel des universellen Bewusstseins. Alles Glitzern der Welt, so schön und wünschenswert es ist, verblasst dagegen zu einem schwachen Abglanz.

 

So markiert der Mensch den Platz zwischen einer unbewussten Existenz und einer befreiten. Der Geist als Spiegel der universellen Lebenskraft hat die Fähigkeit, jede Form und Gestalt anzunehmen. Ist der Geist nach außen gerichtet, nimmt er die Form sinnlicher, weltlicher Objekte an. Ist er nach innen gerichtet, wird er zu reinem Bewusstsein. Das, worauf er sich richtet, dazu wird er.

 

Je tiefer wir im Universellen verankert sind, desto klarer wird der Geist und das Festhalten von Erfahrungen, Gewohnheiten und Konzepten löst sich auf. Hat der Geist sich selbst erkannt, dann ist ihm das Ich ein Hilfsmittel, um anderen Wesen zu helfen den universellen Ursprung in allem zu erkennen, in sich selbst, jedem anderen Geschöpf und in allen Welten. Es hilft uns zu der Erfahrung, dass sich alles, das ganze Universum und die Essenz, aus der es entsteht, tatsächlich in uns befinden.

 

Wir können erfahren, dass die unendlichen Erscheinungsformen der Welt unser eigenes Spiel sind, unsere eigene Spiegelung, die die ganze Zeit vor uns abläuft. Zum Schluss befreien wir uns von der Freiheit zu wählen, weil wir erfahren, dass wir Ausdruck von etwas Größerem sind und geben den Wunsch auf, etwas anderes als das zu wollen.

 

Wir realisieren dann, dass wir eine Manifestation des absoluten Bewusstseins sind und als ein Ausdruck von ihm ausgestattet sind mit allen seinen Eigenschaften. Wir erkennen dann, dass es immer dieses absolute Bewusstsein ist, dass die Quelle jeder Manifestation und damit auch des Ich ist. Wir haben unser Leben nicht aus uns, sondern immer nur aus diesem Absoluten heraus. Das zu erfahren ist das Glück nach dem wir in Wahrheit alle suchen. Bis dahin können wir uns darin üben, uns selber gegenüber schonungslos ehrlich zu sein, den Geist nach innen zu richten und für unser Gegenüber immer mitfühlender zu werden.